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31. Januar 2011 - Erinnerung an den Mössinger Generalstreik von 1933Heute jährt sich zum 78. Mal der Mössinger Generalstreik gegen die Machtergreifung Hitlers am 31. Januar 1933. Damals hatten sich Arbeiterinnen und Arbeiter der Textilindustriebetriebe der schwäbischen Kleinstadt unter Führung der KPD in der Antifaschistischen Aktion zusammengeschlossen und zum Massenstreik gegen die Machtübertragung an die Nazis aufgerufen. Leider blieb das entschlossene Vorgehen der organisierten Mössinger Arbeiterschaft einzigartig in Deutschland. Der Streik wurde durch eine aus der nahe gelegenen Stadt Reutlingen beorderten Einheit der Bereitschaftspolizei niedergeschlagen, die "Rädelsführer" der Aktion am Folgetag verhaftet. Einige dieser mutigen Menschen mussten wegen ihrer Widerstandstätigkeit mehrere Jahre in Nazizuchthäusern absitzen und hatten während des gesamten Zeit der NS-Herrschaft unter den Schikanen und ständigen Drohungen des faschistischen Macht- und Repressionsapparats zu leiden. Und auch nach der militärischen Niederlage des deutschen Faschismus war für viele von ihnen die Zeit der politischen Repression nicht vorbei. Vom KPD-Verbot 1956 waren auch die Mössinger Streikführer von 1933 betroffen, die für ihre antifaschistischen Überzeugung Kopf und Kragen riskiert hatten. Sie hatten die Kriegswirren und den Naziterror überlebt um nun in der BRD im Namen der "freiheitlich demokratischen Grundordnung" daran gehindert zu werden, ihren politischen Kampf für die Befreiung der Menschen und gegen Ausbeutung und Unterdrückung weiterzuführen. Nun haben in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar antifaschistische Aktivist_innen mit einer Plakataktion an das mutige Vorgehen der Mössinger Arbeiter_innenschaft vor 78 Jahren erinnert. Seinen Ruf als rote Hochburg mitten in der schwäbischen Provinz hat Mössingen längst verloren. Vielmehr ist seine Geschichte in den vergangenen Jahrzehnten von politischen Konservatismus und kleinbürgerlicher Grabesstille geprägt. Das Gedenken an die aufmüpfige und bisweilen revolutionäre Vergangenheit der Stadt wurde von der lokalen Politik bis 2003, als die VVN-BdA eine Großdemonstration zum 70. Jahrestag des Generalstreiks organisierte, systematisch be- und verhindert (siehe Bericht in den Antifa-Nachrichten: http://www.vvn.telebus.de/anachric/2003/02/01h.htm). So wurde das Anbringen einer Gedenktafel am Ausgangsort der Streikdemonstration vom Bürgermeister der Gemeinde kurzerhand untersagt. Das Thema sei "zu heikel". Vom konsequenten Antifaschismus, geschweige denn vom Kommunismus, will man hier im Kleinstadtidyll nichts wissen und am liebsten nie etwas gewusst haben. Um so begrüßenswerter sind antifaschistische Eigeninitiativen, deren Anliegen es ist, die Erinnerung an jene mutigen Menschen aufrecht zu halten, die damals unter so hohem persönlichen Risiko für die Freiheit gekämpft haben, anstatt, wie so viele andere, zu schweigen oder in den "Heil Hitler!" Jubel mit einzustimmen. Die zahlreichen migrantischen Familien, die vor allem in den 70er Jahren als Gastarbeiter_innen, zu großen Teilen aber auch als Kriegsflüchtlinge nach dem Nato-Überfall auf Jugoslawien, in die Region gekommen sind, leben weitgehend isoliert und perspektivlos im Stadtteil Bästenhardt. Ihre Integration wurde nie befördert und war politisch nie gewollt. Sie sollten in der einzigen Plattenbausiedlung der Gemeinde unter sich bleiben und so bald wie möglich wieder in ihre "Heimat" zurückkehren. In den Teilortschaften um Mössingen, darunter allen voran Talheim, fällt rechtes Gedankengut vor allem bei der Dorfjugend nach wie vor auf fruchtbaren Boden. Immer wieder kommt es zu rassistischen Pöbeleien, zu Hakenkreuzschmierereien, und anderen Vorfällen. In nicht wenigen Haushalten besagter Ortschaft gehört es zum guten Ton, am "Volkstrauertag" und am "Führergeburtstag" Kerzen ins Fenster zu stellen und die Sonntagskleider aus dem Schrank zu holen. Es gibt also viel zu tun in Mössingen und Umgebung. Das Gedenken an die Kämpfer_innen von gestern hat nur einen Sinn, wenn es den Kämpfen von heute und morgen gewidmet ist! In diesem Sinne: Nie wieder Faschismus !Gegen das Vergessen! Plakat 1: MASSENSTREIK! Diese Regierung wird mit allen Mitteln des faschistischen Terrors unter Einsatz der SA-Mordkolonnen und des Stahlhelm versuchen, den Widerstand der Arbeiter- klasse zu brechen und den Weg der offenen faschistischen Diktatur zur Rettung des bankrotten Kapitalismus gehen. Die Grundlage der Einigung zwischen Nazis, Deutschnationalen und Stahlhelm ist: Ausnahmezustand und Verbot der Kommunistischen Partei und der revolutionären Waffenorganisationen. [...] Die Kommunistische Partei ruft die Arbeiterklasse, die Angestellten und Beamten, die Mittelständler, Kleinbauern zur machtvollen Entfaltung der Anti- faschistischen Aktion, zum entschlossenen Widerstand. Noch dringender, mahnender, der ganzen ungeheuerlichen Reichweite der kommenden Ereignisse für das weitere Schicksal des deutschen Proletariats bewußt, widerholen die Kommunistische Partei und die RGO [Revolutionäre Gewerkschafts Opposition] ihr schon am 20. Juli vorigen Jahres gemachtes Einheitsfrontangebot an die Sozialdemokraten und freigewerkschaftlichen Arbeiter und unteren Organisationen, an die parteilosen und christlichen Arbeiter zum gemeinsamen und entschlossenen Handeln gegen die faschistische Reaktion und ihre staatsstreichlerischen Pläne. Wir rufen die Belegschaften der Betriebe zum Massenstreik heraus, die gewaltige Offensivkraft der Betriebe zu verbinden mit den Massenkämpfen der millionenfachen Erwerbslosenarmee. Ihr SPD-Arbeiter und Klassengenossen in den Gewerkschaftsverbänden, ihr unteren Organisationen der SPD [...] in den Betrieben, in den Verbänden, in den Arbeitervierteln, in den Stadtteilen und Ortsverwaltungen ! Wir sind bereit Schulter an Schulter im engsten Klassenbündnis mit euch allen den drohenden Schlag des Faschismus durch den kühnen Gegenschlag mit der Waffe des Massen- streiks zu beantworten. [...] Plakat 2: Jakob Stotz (1899-1975)? Wie alle seine Genoss_innen war Jakob Stotz bereit, für sein politisches Engagement gegen den Kapitalismus und die faschistische Herrschaft und für die soziale Revolution, ein hohes persönliches Risiko auf sich zu nehmen. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilten ihn die Nazis zu 2 ½ Jahren Gefängnis. Jakob Textor (1908-2010)? Auch nachdem er wegen seiner Teilnahme am Mössinger Generalstreik 8 Monate im Gefängnis gesessen hatte, wollte Jakob Textor seinen politischen Kampf nicht aufgeben. 1934 wurde er beim Verteilen Anti-faschistischer Flugblätter erwischt. Jakob Textor gehört zu den vielen Tausend Antifaschist_innen, für die die politische Repression mit Ende der Naziherrschaft nicht vorbei war - 1956 wurde seine Partei, die KPD, in der Bundesrepublik verboten. Herrmann, Paul und Eugen Ayen? Dem Beispiel und dem Andenken dieser mutigen Menschen und ihrer vielen namenlosen Mitstreiter_innen sehen wir uns verpflichtet! Der Widerstand bleibt unvergessen! Informationen zum Mössinger Generalstreik: - Hans-Joachim Althaus (Herausgeber) u.a.: „Da ist nirgends nichts gewesen außer hier - Das rote Mössingen im Generalstreik gegen Hitler. Geschichte eines schwäbischen Arbeiterdorfes“; Rotbuch-Verlag Berlin 1982. http://tuebingen.vvn-bda.de/links/
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Demnächst.... |
Sehr, sehr schöne Aktion -
Created by: . Created on: 31 January, 2011 - 15:16.
Sehr, sehr schöne Aktion - und endlich auch mal wieder etwas, das das Logo "Antifaschistische Aktion" auch wirklich verdient hat.
Danke! Mehr davon!
Erinnern heißt kämpfen!
Created by: . Created on: 31 January, 2011 - 16:09.
Sehr gutes Ding!
Gut, dass es hier in der Region noch Aktivist_innen gibt, die auch in der analogen Welt in Erscheinung treten. Mössingen braucht definitiv mehr davon!
Rotfront!
Schöne Sache
Created by: . Created on: 31 January, 2011 - 16:35.
Gute Aktion, Genossen!
Schwarz war die Nacht, Rot war der Schnee, von allen Seiten die A.R.A.B.!
Das gefällt mir sehr
Created by: . Created on: 31 January, 2011 - 17:35.
1983 zum 50.Jahrestag des Mössinger Generalstreiks sind 15.000 Menschen durch die kleine Stadt demonstriert, der DGB vornedran.
Dem war ein langer Kampf voraus gegangen, vorher überwog die Tendenz zum "alles vergessen".
Damals konnte einer der Teilnehmer von damals zu den Versammelten sprechen.
Auch zu späteren Jahrestagen dieses Ereignisses hat es immer wieder größere oder kleinere Kundgebungen gegeben.
Nun hat, wie es aussieht, eine neue Generation auf ihre Art ihren Bezug zu den damaligen Geschehnissen gefunden.
Das ist auch dringend nötig, denn sonst holt uns - siehe manche Nachbarländer - die Vergangenheit auf eine erschreckende Art wieder ein.
Danke an die unbekannten "Revolutionären Antifaschist_innen" !
Lothar
(1946 geboren)
Tagblatt Artikel
Created by: . Created on: 1 February, 2011 - 10:15.
Im Schwäbischen Tagblatt war heute ein Artikel über die Plakataktion (leider nicht online verfügbar), der sinngemäß damit endet, dass die geklebten Plakate am Jakob Stotz Platz genau so schnell wieder verschwunden waren, wie die Streikaufrufe 1933.
Der Artikel ist doch
Created by: . Created on: 1 February, 2011 - 15:29.
Der Artikel ist doch online:
http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/moessingen_artikel,-Naechtliche-...
"Kleine historische
Created by: . Created on: 1 February, 2011 - 15:40.
"Kleine historische Parallele: So schnell der Generalstreik 1933 von Reutlinger Polizeikräften aufgelöst wurde, so schnell waren gestern auch die Erinnerungs-Plakate am Jakob-Stotz-Platz verschwunden."
Eine Schande für Mössingen. Da benennen sie den Platz nach Jakob Stotz, aber wenn darauf aufmerksam gemacht wird, wer das war und was er gefordert hat, will man das offensichtlich doch lieber nicht so genau wissen...
Gegen das Vergessen!
Venceremos!
Tolle Sache die Aktion!
Created by: . Created on: 1 February, 2011 - 22:46.
Es ist wichtig die Erinnerung an die mutigen Antifaschisten des Mössinger Generalstreiks wachzuhalten.
Peter